Die Pilotanlage in Ladbergen:
Ein Meilenstein in der Biokohleproduktion
In Ladbergen, zwischen Münster und Osnabrück, setzt eine innovative Pilotanlage ein eindrucksvolles Zeichen für eine grünere Zukunft. Errichtet wurde die Anlage durch die Biokohle Ladbergen GmbH & Co OHG, einem Zusammenschluss der Brinkhege Biokohle Verfahrenstechnik GmbH, der Kröner Stärke GmbH und der Kalkwerke Otto Breckweg GmbH & Co KG.
Die Kröner Stärke GmbH ist ein Familienunternehmen, das seit über 100 Jahren in Ibbenbüren Stärke herstellt. Die Kalkwerke Breckweg haben eine lange Historie in der Kalkproduktion. Beide Unternehmen vereint das Ziel, den bisherigen Energieverbrauch aus fossilen Brennstoffen, wie Braunkohle, durch nachhaltige Alternativen zu ersetzen.
Nach der Gründung der Biokohle Ladbergen GmbH & Co. OHG im Jahr 2019 folgte die Planung und Errichtung einer Pilotanlage in den Jahren 2020 und 2021. Die gemeinsame Unternehmung verfolgt mehrere Ziele: Zunächst sollte bewiesen werden, dass das Verfahren der vapothermalen Karbonisierung grundsätzlich funktioniert und wirtschaftlich realisierbar ist. Ein weiteres Ziel ist die technische Verbesserung und das Sammeln von Daten und Messwerten. Deshalb ist die Größe der Anlage so gewählt, dass sie bereits in kleinen, aber industriellen Mengen Biokohle produzieren kann. Gleichzeitig ist sie so klein, dass Veränderungen, Anpassungen und Neuerungen relativ einfach umsetzbar sind. Der innovative Charakter führt sich fort: Bei den Versuchen und im Betrieb werden fortwährend Daten und Emissionswerte gesammelt um bei einem Ausbau, einer Erweiterung oder auch dem Bau weiterer Anlagen technisch, genehmigungsrechtlich und wirtschaftlich vorbereitet zu sein.
Kern der Anlage sind zwei 25 Meter lange Autoklaven, die gebraucht aus einem stillgelegten Kalksandsteinwerk stammen. Daneben steht ein Dampferzeuger, welcher bis zu 3 Tonnen Sattdampf pro Stunde produzieren kann. In der aktuellen Konfiguration wird der Dampf durch den fossilen Brennstoff Öl produziert. Das ist ein Zwischenschritt und soll sich im Zuge der Erweiterung und es Ausbaus ändern. In Zukunft wird die Dampferzeugung durch Biokohle unterhalten werden. Entsprechende Technik kann problemlos in die Anlage integriert werden. Neben den Autoklaven befinden sich auf dem Gelände der Pilotanlage noch ein Schienen- Wagensystem. Ein Radlader befüllt Boxen mit Biomasse und stellt diese auf kleine Wagen, welche über Schienen in die Autoklaven geschoben werden. Nach dem Karbonisieren werden die Wagen aus dem Autoklav gezogen und die Biokohle wird aus den Boxen entleert. Neben überdachten Lagerflächen für Biomassen und Biokohle befinden sich noch Büro- und Werkstattcontainer auf dem Gelände.
In der Pilotanlage wurden bisher verschiedenste Einsatzstoffe getestet. Angefangen bei Holzhackschnitzeln, über industrielles Altholz, Lebensmittelabfällen wie Kaffeesatz, Klärschlämme, Pferdemist und Siebüberläufen aus Kompostwerken werden kontinuierlich neue Biomassen als Einsatzstoff getestet.
Nach Beendigung eines “Batches”, also eines Karbonisierungsdurchganges in einem der Autoklaven, kann der Dampf und damit der Druck auf den anderen Autoklaven übergelassen werden. Das spart wertvolle Energie bei der Herstellung und mindert Emissionen ab. Dies geschieht bis zum Druckausgleich. Der restliche Druck wird über verschiedene Filter- und Reinigungsanlagen abgelassen. Die Entwicklung zusätzlichen Anbauaggregate zur Minderung von Emissionen geschieht in Eigenregie. Die Firmen Kröner Stärke und Kalkwerke Breckweg lassen hier ihre Erfahrung aus anderen Bereichen einfließen. Man kann bei der Pilotanlage in Ladbergen wohl von einem sehr großen Labor sprechen, das stetig neue Erkenntnisse liefert.
In der bisherigen Ausbaustufe beträgt die Leistung der Anlage in Ladbergen etwa 10 Tonnen hergestellter Biokohle pro Tag bei einem Einsatz von rund 15 Tonnen Biomasse.
Bisher wurden bereits einige Hundert Tonnen Biokohle hergestellt. Zu den Kunden gehören u.a. Zementwerke und ein Stahlwerk. Testweise wird die Biokohle hier eingesetzt, schließlich ist für fast alle Betriebe der Einsatz dieses Brennstoffes Neuland.
Die bisher guten Ergebnisse und der anhaltende Fortschritt sind ein Erfolg und wichtiger Meilenstein in der Realisierung einer Biokohleproduktion. Ein Ausbau der Pilotanlage ist für die Jahre 2024 und 2025 geplant.